USCHI BRACKER
MALEREI UND GRAFIK

Kolumne - 25. April 2020 bis 31. Januar 2023

zurück zu Corona Aquarellskizzen

Jahresende 2022
Mit unserem zweiten Booster gegen Corona klingt das Jahr 2022 aus. Erkältungs- und Grippeviren sorgen für Krankschreibungen, mit dem allgemeinen Personalmangel kämpfen Unternehmen, aber auch Krankenhäuser und Pflegeheime jeden Tag aufs Neue. Steigende Lebensmittelpreise und Energiekosten verursachen Ängste und Unruhe in der Bevölkerung. Dazu wird es plötzlich kalt, was uns irgendwie unbekannt vorkommt. Im November freuten wir uns über milde Temperaturen und viele hofften, allein mit ihrem Kaminfeuer durch den Winter zu kommen. Zeitenwende ist das Wort des Jahres, es klingt gar nicht so schlimm, niemand weiß wirklich, was uns die Zukunft bringt. Meine letzte bewusst erlebte Zeitenwende war der Mauerfall vor mehr als dreißig Jahren. Aus meiner Sicht beendete er eine Bedrohung innerhalb unseres Landes und brachte mir ein Gefühl für mehr Sicherheit und die Aussicht auf ein friedliches Miteinander. Sicher ist heute für mich nur, dass wir mit Energie und Weitsicht die Herausforderungen unserer Zeit angehen müssen, damit auch unsere Nachfahren eine lebenswerte Welt erfahren können. Wenn alle oder viele das gleiche Ziel hätten, könnten wir es schaffen.

Impfstoff gegen Omikron ist eingetroffen
Wir konnten einen Impftermin ergattern und wagten uns auf die Reise per Flugzeug nach Venedig zur Kunst Biennale - noch vor der Impfung! Auf der Documenta in Kassel waren die Menschen vorsichtig, trugen Masken und hielten Abstand. Das ermutigte uns, die Biennale „The milk of dreams“ zu besuchen. Mit Maske und entsprechendem Abstand und einem Quentchen Glück sind wir gesund und bereichert von der großen Kunst wieder zuhause gelandet. Fünf Tage verbrachten wir in Venedig, das ja schon an sich ein großes Kunstwerk ist. Die Sonne hat uns gelacht, so dass wir uns meist an der frischen Luft bewegt haben. Unser erster Weg führte uns in den Palazzo Ducale, wo Anselm Kiefer die Sala dello Scrutinio großformatig ausgestattet hatte – einfach überwältigend. Aber auch die zahlreichen Kunstwerke der Biennale waren bewundernswert, regten zum Nachdenken an, erfreuten und erschöpften uns, weil wir nicht genug bekamen und unsere Füße strapazierten. Mein Favorit war eine Arbeit von Simone Leigh im amerikanischen Pavillon im Giardini: Eine schwarze Frau wäscht ihre schwarze Wäsche in einem Wasserbecken mit schwarzem Wasser. Treffender kann man die Problematik nicht aufzeigen. Ihr Kunstwerk hat mich sehr berührt und geht mir nicht aus dem Sinn. Meine Freundin wusste, dass Frau Leigh den Goldenen Löwen für die beste Teilnehmerin erhalten hat. Das hat sie wirklich verdient.
Am 10. November findet im Dortmunder U die Eröffnung der BBK Landeskunstausstellung NRW statt. Meine Arbeit „a la playa“ wurde von der Jury ausgewählt und wird bis zum 8. Januar 2023 in Dortmund zu sehen sein. Das freut mich sehr, vor allem weil ich die einzige Frau der drei Teilnehmenden aus dem BBK-OWL bin.

Die zweite Jahreshälfte hat begonnen

Die Coronaregeln sind gelockert, die Infiziertenzahlen steigen an. Wir können ohne Maske shoppen und feiern, das „normale“ Leben darf wieder stattfinden. Die Presse berichtet über Schützenfeste und überfüllte Flughäfen, jetzt erkranken auch die Menschen in meinem Umfeld an Corona, meist in Form einer leichten bis mittelschweren Erkältung. Die Erkrankten müssen ein paar Tage zuhause bleiben und fühlen sich meist schnell wieder gesund. Die größten Ängste scheinen überwunden, zumindest was die Pandemie angeht. Der Ukraine Krieg beunruhigt uns mal mehr, mal weniger, die Sorgen um Unruhen im eigenen Land wegen steigender Preise wachsen.
Das schöne Sommerwetter hilft uns, unsere Zeit zu genießen, obwohl Klimawandel, Krieg und Inflation als Bedrohung über uns schweben. Wir sind in Sachen Kunst unterwegs, veranstalten und besuchen Ausstellungen, freuen uns auf eine Reise nach Venedig zur dort stattfindenden Biennale. Gespannt sehen wir der Dokumenta in Kassel entgegen, müssen nur noch einen Reisetermin finden. Skandale und Ruangrupa haben unsere Neugier geweckt, außerdem hoffen wir, dort richtig gute Kunst zu sehen. Familienfeste werden zwar gern im Freien veranstaltet, aber wir scheuen uns auch nicht mehr, bei Regen alle zusammen im Wohnzimmer zu sein. Eigentlich ein ganz normaler Sommer mit einigen kulturellen Höhepunkten. Wenn nicht der Herbst mit neuen Coronaregeln und schlecht geheizten Wohnungen vor der Tür stehen würde. Aber Hauptsache kein dritter Weltkrieg – die Wiederaufbauverhandlungen für die Ukraine machen Hoffnung.

Aussichten 2022
Eigene Ausstellungen machen Hoffnung, obwohl Putins Überfall in der Ukraine mein bisheriges Weltbild auf den Kopf stellt
Die Ausstellung MENSCHENBILDER des Künstlerinnenforums bi-owl e.V. in der Volksbank Bielefeld, an der ich mit der oben abgebildeten Arbeit beteiligt bin, kann bis zum 15. Juli 2022 während der Öffnungszeiten der Bank besucht werden. Die Vorbereitungen für die Ausstellung WIRSELBSTVERSTÄNDLICH unserer Künstlerinnengruppe WIR im Heimathaus Verl laufen auf Hochtouren, für Donnerstag, 7. April 2022, 19 Uhr ist die Eröffnung geplant. Bis dahin fallen alle Einschränkungen wegen der Pandemie weg, WIR sind gespannt, ob die erwarteten Besucher*innen den geplanten Weg der Bundesregierung mitgehen und sich trauen, ohne Maske den Ausstellungsraum zu betreten.
Der aktuell uns alle bedrohende „dritte Weltkrieg“, den unsere Politiker*innen hoffentlich zu verhindern wissen, drückt auf unsere Stimmung und löst das Dauerthema Corona in Medien und direktem persönlichen Umfeld ab. Mit den Glaubensinhalten der Friedensbewegung bisher immer eins gewesen, sehe auch ich ein, bezweifele ich mit vielen anderen den Grundsatz FRIEDEN SCHAFFEN OHNE WAFFEN. Ein friedliches Mit- oder Nebeneinander sollte durch unsere wirtschaftlichen Beziehungen untereinander wohl fundamentiert sein, dachten wir bis heute. Erst jetzt wird überdeutlich, dass unsere wirtschaftliche Abhängigkeit erpressbar macht. Eine neue Friedens- und Wirtschaftspolitik ist in Zukunft sehr gefragt, selbst wenn der Ukrainekonflikt nicht weiter eskaliert, was ich den betroffenen Menschen sehr wünsche. Gewalt, Leid und Tod sind einfach unerträglich.

Eigene Ausstellungen machen Hoffnung
Die Ausstellung MENSCHENBILDER in der Volksbank Bielefeld ist wunderbar geworden. Presse und sogar das WDR Fernsehen haben darüber berichtet. Im Foyer der Bank können unsere Arbeiten vom 7. Februar bis 15. Juli betrachtet werden. Verschiedene Veranstaltungen sind geplant, die beteiligten Künstlerinnen stellen sich an den Freitagen dem Publikum. Ich werde am Freitag, 25. März 2022 von 15 bis 17 Uhr anwesend sein. Unsere Ausstellung IM WEITESTEN SINNE ZUG im Rathaus Pavillon in Bielefeld-Brackwede brachte mit zahlreichen Besucher*innen wieder etwas Normalität in unseren von der Corona Pandemie gestörten Alltag. Bei vielen Menschen sitzt die Angst vor Ansteckung mit der Omikron Variante des Covid19 immer noch tief. Trotz Corona plane ich gerade drei Ausstellungen der Künstlerinnengruppe WIR, die in diesem Jahr stattfinden sollen. Die hohen Inzidenzzahlen bedrohen uns zwar und lassen uns an der Durchführung unserer Aktivitäten zweifeln, aber im Vorherein aufgeben kommt uns nicht in den Sinn. Die Vorfreude wird von Zweifeln gedämpft, wie sehr wünschen wir uns ein unbeschwertes Leben zurück. Unsere erste Ausstellung der Gruppe WIR im Heimathaus Verl mussten wir um einen Monat verschieben, dafür soll es in der Stadthalle Gütersloh pünkltlich im Mai losgehen. Auch unsere Urlaubsplanung, vormals ein Highlight in trüben Januartagen, lässt die erwartungsvolle Stimmung nicht aufkommen, die uns vor 2020 belebt hat. Noch hoffen wir, im Mai mit dem Wohnwagen nach Spanien zu fahren, um endlich mal wieder die Wärme am türkisblauen Meer genießen zu können. Ob es wohl dazu kommt?

1. bis 31. Januar 2022 Omikron
Wir sind nach einem Weihnachtsurlaub, den wir zuhause verbracht haben, ohne Böller und Raketen gesund und geboostert im neuen Jahr angekommen. Die Mutante Omikron beherrscht die Schlagzeilen in den Medien, über eine allgemeine Impfpflicht denken die Politiker nach, und wir Bürger diskutieren darüber untereinander. Eines ist klar, wir ersehnen uns unser altes Leben zurück, so bald wie möglich. Allerdings ist meine Hoffnung auf Einsicht und Rücksichtnahme meiner ungeimpften Mitmenschen auf ein Minimum abgesunken. Trotzdem freue ich mich auf die geplanten Ausstellungen der nächsten Wochen und hoffe, dass sie auch stattfinden können. Ob wir mit Betrachter*innen rechnen können? Diese Frage stellt sich auch im dritten Corona Jahr, wer hätte das gedacht!

1. bis 31. Dezember 2021 Wenig Licht in Sicht
Meine beiden Ausstellungsbeteiligungen endeten vor ein paar Tagen, die Bilder hängen wieder an eigenen Wänden. Die Adventszeit beginnt mit aufgezwungener Besinnlichkeit, Corona lässt die Inzidenzen in schwindelerregende Höhen steigen, die Intensivstationen füllen sich, das Pflegepersonal arbeitet unter Dauerstress. Vernünftige Bürger meiden wieder Kontakte, egal ob sie zu 3 G, 2 G oder 2 G+ gehören. Inzwischen bin ich zum dritten Mal geimpft, noch vor einem halben Jahr haben wir uns nach der Impfung gratuliert, fühlten uns geschützt und freuten uns auf lang vermisste Freiheiten. Jetzt sinkt die Hoffnung, sich in absehbarer Zeit wieder furchtlos unter Menschen zu begeben. Die Corona Mutation B.1.1.529 beunruhigt die Welt, man weiß nicht, ob der vorhandene Impfstoff genügend Schutz bietet. Gibt es noch Hoffnung auf ein Ende der Pandemie in absehbarer Zeit? Christen hoffen in diesen Tagen darauf, dass die Geburt Christi den Menschen das Ende der Dunkelheit bringt. Meine jugendliche Hoffnung, dass Nächstenliebe unsere Welt in einen friedlichen Ort wandeln kann, schwindet mit den Schreckensmeldungen dieser Tage. Trotzdem glaube ich auch weiterhin, dass Liebe und Verständnis Voraussetzungen für ein Leben ohne Hass und Gewalt sind. Sicher ist jedenfalls, dass mit den Weihnachtstagen das Licht langsam wieder zu uns zurückkommt. Vielleicht bringt es auch eine neue Erkenntnis mit, wie wir die Probleme unserer Zeit zukünftig angehen werden. Immer höher, immer weiter scheint ja nicht mehr zu funktionieren.

1. bis 30. November 2021 Normalbetrieb läuft an
Die Zeit ist umgestellt, abends wird es jetzt früh dunkel. Die Nachrichten kündigen eine vierte Corona Welle an, jetzt erkranken hauptsächlich die Ungeimpften. Die allgemeinen Lockerungen sollen erhalten bleiben, in geschlossenen Räumen wird die 3 G Regel kontrolliert. Allmählich nerven mich die wiederholten Negativmeldungen. Impfstoff ist genügend vorhanden, Impfgegner verhindern die ersehnte Normalität im Alltag für alle. In Ländern, die strenger mit der Impfpflicht für ihre Bürger umgehen, sinken die Inzidenzzahlen. Bei aller Toleranz gegenüber Andersdenkenden wünsche ich mir doch ein sicheres Zusammensein mit meinen Mitmenschen. In den kommenden Wochen sind vier Ausstellungen geplant, an denen ich beteiligt bin. Immer noch gibt es viele ängstliche an Kunst interessierte Menschen in meinem näheren Umkreis, die auf einen Ausstellungsbesuch wegen Corona verzichten. Auch einen leichten Verlauf kann man fürchten, wenn Quarantäne droht und die persönliche Freiheit einschränkt. Vorfreude auf Kunstauktionen, die wir aus Zeiten vor Corona erlebt haben, mag nicht mehr so richtig aufkommen. Die Anstrengungen, die mit der Präsentation künstlerischer Arbeiten verbunden sind, empfinde ich als vergebliche Liebesmüh, wenn Betrachter zuhause bleiben.

1. bis 31. Oktober 2021 Arbeit – Pause – eine Wellenbewegung

Unsere Reise an die Ostsee endete am Monatsanfang, gut erholt von langen Spaziergängen mit frischer Meeresbrise am Strand von Kühlungsborn kann ich mich an die Arbeit machen. Die SCHERBEN im FORUM JUNGER KÜNSTLER in Schloss Neuhaus sind beseitigt, viele Besucher*innen haben die Ausstellung gesehen, die Planung für das kommende Jahr hat schon begonnen. Allein drei Ausstellungsbeteiligungen in den nächsten Wochen müssen vorbereitet werden, der Terminkalender enthält Daten für Treffen in größerer Runde. Wenn wir auch die AHA Regeln noch einhalten müssen, scheint sich die Corona Pandemie auf dem Rückzug zu befinden. Ich nehme mir vor, mich nicht von der Welle der angekündigten Aktivitäten mitreißen zu lassen, sondern wohl zu überlegen, wie ich meine Zeit und Energie einteile. Das Miteinander, die Gespräche und Kontakte mit Freundinnen und Kolleginnen bereichern meinen Alltag, aber meine eigenen Gedanken entstehen und ordnen sich am effektivsten auf meinen Spaziergängen rund um Lipplings Felder.

1. bis 30. September 2021 Treffen der Künstler*innen
In meinem Terminkalender gibt es wieder Eintragungen in Sachen Kunst. Im August fand die erste Mitgliederversammlung statt, im Freien trafen sich die Künstlerkolleginnen einen Tag später zum Feiern. 3 G ist das Zauberwort, das solche Veranstaltungen möglich macht. Die erste Kunstveranstaltung mit Besucher*innen, die sich nicht vorher anmelden mussten, war das Künstler*innentreffen an der Burg Dringenberg. Schönstes Sommerwetter vergoldete uns den Nachmittag mit vielen interessanten Gesprächen. Alle Gesprächspartner*innen freuten sich über das Stück wiedergewonnene Freiheit und hofften auf einen offenen Herbst für Genesende, Geimpfte und Getestete. Obwohl die steigenden Inzidenzzahlen eine eigene Sprache sprechen. Hamburg versucht mit einer 2G Regel auch große Veranstaltungen durchzuführen. Die anderen Länder beobachten das Geschehen, obwohl die Stimmen der Impfgegner*innen, Coronaleugner*innen und angeblichen Demokratieverteidiger*innen immer lauter werden.
Seit dem vergangenen November arbeite ich in einem Organisationsteam, das für den Arbeitskreis FrauenKultur mit Unterstützung der Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn die jährliche Ausstellung plant. 50 Künstlerinnen zeigen zum Thema Scherben vom 17. September bis 3. Oktober 2021 ihre Arbeiten im Bürgersaal des Schlossparks von Schloss Neuhaus. Die sorgfältig geplante Vernissage mit Musik und Eröffnungsreden müssen wir leider in ein Soft Opening umwandeln. Wir können froh sein, dass es möglich ist, unter Einhaltung der Corona Regeln im Kolleginnenkreis unsere Ausstellung zu eröffnen. Wir arbeiten trotzdem weiter, vielleicht werden die Mitmenschen einsichtig genug, lassen sich impfen und geben der Verbreitung des uns alle bedrohenden Virus keine Chance.

1. bis 31. August 2021 Reise- und weitere Freiheiten
Die Corona Zahlen steigen zwar wieder, aber für Genesende, Geimpfte und Getestete öffnen sich Türen und Möglichkeiten. Für eine kurze Zeit war es sogar möglich, im Kunstmuseum ganz in Ruhe und ohne Maske die ausgestellten Arbeiten zu betrachten. In Restaurants und Geschäften freuen sich Inhaber über Kund*innen, die Touristikbranche atmet auf, wenn auch Tests bei der Einreise für die Touristen erforderlich sind. Der Juli war nicht ganz so heiß wie in den Vorjahren, aber wir konnten mit kleinen Ausflügen den Sommer genießen. Allerdings musste die Corona geplagte Nation in NRW und Rheinland-Pfalz eine Überschwemmungskatastrophe mit mehr als 170 Toten ertragen. Menschen standen fassungslos mit leeren Händen vor ihren zerstörten Häusern. Um ihr Leben zu retten, mussten sie ihr Hab und Gut den Fluten überlassen. Die Politiker unterbrachen ihren Wahlkampf, um den Betroffenen mit Aufmerksamkeit und dem Versprechen finanzieller Hilfen für einen Neubeginn beizustehen. In einigen Mittelmeerregionen brennen die Wälder wegen der dort herrschenden großen Hitze. Zur Bedrohung durch die Pandemie gesellen sich die Auswirkungen des Klimawandels. Die Sorgen und Verunsicherungen legen sich lähmend auf die Stimmung meiner Mitmenschen. Obwohl jetzt wieder Treffen mit lange vermissten Menschen möglich sind, Termine nach und nach den Kalender füllen, hält sich auch mein Optimismus in Grenzen. Unbeschwertheit und Vorfreude auf zukünftige Aktivitäten wie vor 2020 kann ich nicht empfinden, vielleicht eine vage Hoffnung darauf, dass wir die nächste Zeit gesund und unbeschadet überstehen und mit meinem Impfausweis mein Leben wieder farbig und erlebnisreich wird.

1. bis 31. Juli 2021 Auf und ab
Mit dem Impfzertifikat auf der Corona Warn App gewinnen wir wieder ein wenig mehr Freiheit. Wir haben einen Campingplatz für unseren Septemberurlaub gebucht und hoffen auf ein paar schöne Ferientage an der deutschen Ostseeküste. Nach fast einem Jahr Zwangspause konnte ich mich mit Freundinnen treffen, um alle Gespräche nachzuholen, die telefonisch nur schwer möglich schienen. Dabei merkten wir erst, wie sehr wir uns vermisst hatten, die Stunden vergingen wie im Flug, das nächste Treffen ist schon anvisiert!
Dagegen zerbrach während des Lockdowns eine zarte freundschaftliche Beziehung an missverständlichen digitalen Kontakten, Gespräche hätten vielleicht entstandene Konflikte offen und schonend auflösen können. Leider hinterlässt die einvernehmliche Trennung in mir ein Bedauern über den Verlust aller geplanten gemeinsamen künstlerischen Projekte.
Wenn sich auch gleichzeitig eine neue Tür mit anderen Kolleg*innen geöffnet hat –
…“Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“ …
Hermann Hesse hat die Wellenbewegung in unserem Leben wunderbar formuliert, darum freue ich mich auf den Zauber des neuen Anfangs.

1. bis 30. Juni 2021 Sommer mit sinkenden Inzidenzzahlen
Endlich sinken die Inzidenz Zahlen, bei uns im Kreis Paderborn sogar unter 35. Genesen, geimpft, mit negativem Test ist einiges möglich. Wir waren sogar kurzfristig für 10 Tage zur Erholung auf Föhr. Jeden Morgen besuchten wir ein Testzentrum in der Nähe unserer Unterkunft und ließen uns testen, um Restaurants und kulturelle Orte besuchen zu können. In Schleswig Holstein wird beim Testen das Wattestäbchen in beiden Nasenlöchern bewegt. Die Anweisung der Testenden "die Zunge unter den Gaumen drücken, dann ist es weniger unangenehm" befolgte ich selbstverständlich. Besser, man tut, was sie sagen!  Dort schien uns bei durchschnittlich 11 Grad die Sonne, nur wenige Touristen konnten an dem Schleswig Holsteiner Modellprojekt teilnehmen, deshalb fühlten wir uns auf unseren Strandspaziergängen und selbst auf der Promenade von Wyk richtig gut. Mit neuer Energie ließ ich mich auf die Projekte ein, die mich Zuhause erwarteten.   Auch in der Kulturszene beginnt jetzt das aktive Leben, Ausstellungseröffnungen, Mitgliederversammlungen, Treffen in Kleingruppen sind wieder  planbar. Ein erstes Treffen mit zwei Freundinnen aus meinem engen Kreis geht in die Ausstellungen im Schloss Neuhäuser Museumsviertel mit anschließendem Essen im Biergarten an der Schlossstraße. Die Straßen sind voller Autos, man muss sich erst wieder an den Trubel gewöhnen.
Ab heute entfällt die Maskenpflicht in Paderborns Fußgängerzone, das lädt auch mich mal wieder zu einem Einkaufsbummel ein. Eine Vernissage im Forum Junger Künstler in Schloss Neuhaus war ohne negatives Testergebnis möglich. Am kommenden Samstag erhalten wir unsere zweite Impfung, nach weiteren vierzehn Tagen können wir mit dem Impfausweis wieder ein relativ freies Leben führen. Der Sommer mit seinen angenehmen Temperaturen und vielen Sonnenstunden trägt  einiges zur guten Stimmung bei.

1. bis 31. Mai 2020 – Bundes-Notbremse
Seit vergangener Woche ist es klar, wir machen wieder dicht. Es gibt Ausgangssperren, Kontakt dürfen wir nur mit einer Person außerhalb des eigenen Haushaltes haben. Die Annehmlichkeiten der letzten Tage sind wieder aufgehoben. Sie hatten uns ein wenig Abwechslung vom Alltag beschert, das ist nun wieder vorbei. Ob die Impfkampagnen wohl bald eine Änderung bringen? Ich hoffe sehr, dass das Virus vernichtet wird, damit wir wieder gemeinschaftlich miteinander leben können, ohne Angst vor dem Nächsten.
Einen Tag vor Muttertag wurde ich geimpft, unsere Nachbargemeinde hat uns per Zeitungsartikel dazu eingeladen, solange der Astra Vorrat reicht. Die Aktion war super organisiert, endlich kann ich mich entspannen. Die Infektionszahlen sinken, wir sehen mit gutem Gefühl in die nahe Zukunft!

1. bis 30. April 2021 – Dritte Welle
Morgen ist Karfreitag, 40.000 Deutsche sind nach Mallorca gereist, das kein Corona Risikogebiet mehr ist. Bei uns steigen die Inzidenzzahlen, derzeit liegen sie bei 135 bundesweit. Angela Merkel bittet uns, zuhause zu bleiben und Kontakte weiterhin zu vermeiden. Ihre ursprüngliche Idee einer Osterruhe, den Gründonnerstag und den Karsamstag als Ruhetag auch für die Lebensmittelgeschäfte anzuordnen, musste sie schnell wieder zurücknehmen. Sonst wäre alles öffentliche Leben vorher im Chaos versunken. Dafür hat sich ergeben, dass der Impfstoff von AstraZeneca nun doch nicht an Menschen unter sechzig Jahren verimpft werden soll, ab Karsamstag können sich die über Sechzigjährigen bei den Impfzentren melden. Sie dürfen sich impfen lassen, solange der Vorrat reicht.
Meine Ausstellung in Gütersloh endet am Ostersonntag, nur meine engsten Freundinnen haben sie besucht. Unsere Energie reicht nicht über die täglichen Verpflichtungen hinaus, Arbeiten, Laufen, Einkaufen der alltäglichen Gebrauchsgüter, Besuch im Pflegeheim. Allerdings konnte ich im Delbrücker Warenhaus ohne Anmeldung Ostergeschenke einkaufen, auch die Buchhandlung war geöffnet. Die Paderborner Stadtbibliothek, das Kunstmuseum im Marstall und die Bielefelder Kunsthalle haben wir ohne Voranmeldung kurz besucht, nur wenige Menschen trafen wir vor Ort an. Wir lassen uns überraschen, wie es weitergeht, mit negativem Testergebnis soll vieles nach Ostern wieder möglich sein. Gespannt sind wir nur, ob unser geplanter Urlaub im Mai in Zingst stattfinden kann. Aber immer wieder bleibt der wichtigste Satz seit mehr als einem Jahr bestehen: Hauptsache wir bleiben gesund!

1. bis 31. März 2021 – Wieder in die Verlängerung
Die mir nachfolgend ausstellende Künstlerin in Serpils Galerie ist plötzlich verhindert, ihre Ausstellung im März 2021 aufzubauen. Dadurch können „Begegnungen“ in Gütersloh bis Ostersonntag hängen bleiben. Die Presse ist eingeladen, um die Ausstellung in ihrer Tageszeitung anzukündigen, wenn die Politik grünes Licht für eine Öffnung gibt. Diesmal haben wir es verpasst, die Korrektur rechtzeitig an die Newsletter unserer Künstlervereine zu melden; zu müde geworden des Hin und Hers. Einige wenige Einzeltermine mit befreundeten, interessierten Freundinnen und Kolleginnen habe ich vereinbart, keine von uns glaubt wirklich an eine baldige Öffnung.
Die Frühlingssonne lockt uns nach draußen wie zu Beginn der Corona Zeit. Ich bin körperlich fit durch das regelmäßige Laufen, aber meinem Mann und mir fehlen die Ziele, die Abwechslung in unseren Alltag gebracht hatten: Familientreffen, Reisen, Museums- und Restaurantbesuche, die Stadtbibliothek, das gelegentliche gemeinsame Einkaufen. Wir wünschen uns, so bald wie möglich geimpft zu werden, damit die persönliche Bedrohung durch Infektion, Intensivstation und Beatmung ein Ende hat.

1. bis 28. Februar 2021 Corona – kein Ende in Sicht
In den Pflegeheimen wurden inzwischen Bewohner*innen und der überwiegende Teil der Pflegekräfte geimpft. Für die Menschen der Impfstufe zwei fehlt leider der erforderliche Impfstoff. Bis jetzt konnten wir uns in den Pandemie Entscheidungen der Politik wiederfinden, die Impfstoffstrategie allerdings ist nicht mehr nachzuvollziehen. Die Impfungen sind doch das einzige Mittel, die Bevölkerung einigermaßen unbeschadet aus der Pandemie zu führen. Da hätte doch alle Energie aufgebracht werden müssen, um eine effiziente Vorsorge zu treffen. Wie wird es uns allen gehen, wenn der jetzige Lockdown wieder verlängert wird? Auch ich hatte alle Hoffnung auf den Impfstoff gesetzt, jetzt wächst meine Angst nicht nur vor einer Infektion, auch vor den Folgen der Kontaktsperre. Ein glückliches Ende der unangenehmen Situation, in der wir uns seit einem Jahr befinden, ist nicht in Sicht.
Auch wenn wir uns in der Natur bewegen können, wann immer das Wetter es zulässt, verliere ich mehr und mehr Energie für meine kreativen Aktionen. Meine Ausstellung in Gütersloh wird unbesehen wieder abgebaut werden müssen, das hebt nicht gerade meine Stimmung. Ist aber weder systemrelevant noch lebensnotwendig, einfach nur enttäuschend. Wird nach dem tiefen Tal auch wieder ein Berg kommen, den ich erklimmen kann?

1. bis 31. Januar 2021 – Gute Wünsche für das neue Jahr
Die zweite Hälfte des Dezembers 2020 wird mir lange in Erinnerung bleiben, ich habe kurzfristig einen Platz in einem Delbrücker Pflegeheim für meine hochbetagte, gebrechliche Mutter erhalten. Der Umzug musste innerhalb weniger Tage vollzogen werden, auf meinem Schreibtisch türmen sich Kündigungen, Ummeldungen und Anträge. Das Durchforsten der Wohnung in Bochum nach Wichtigem brachte die Erfahrung mit sich, dass der Abschied aus dem Elternhaus nun endgültig vollzogen werden muss. Meine früheren Freundinnen treffe ich zwar noch ab und zu bei Besuchen bei meiner Tochter, aber die Verbindungen zur Ruhrgebietsstadt, die 45 Jahre lang meine Heimat war, werden deutlich schwächer. Es gab sehr emotionale Momente, die mich einige Nächte hindurch wach hielten.
Dann lenkte mich allerdings der Aufbau meiner Ausstellung „Begegnungen“ in der Serpil Neuhaus Galerie in Gütersloh ab. Ich bin sehr zufrieden, meine Arbeiten wirken in Serpils Raum  wieder neu und interessant. Leider muss die Galerie bis 31. Januar 2021 geschlossen bleiben,. Serpil Neuhaus war allerdings so freundlich, mir eine Verlängerung bis zum 28. Februar 2021 zu gewähren. Allerdings verunsichern die mutierten Viren vor allem die Virologen, Ärzte und Pflegekräfte der Krankenhäuser. Es bleibt mir nur die Hoffnung, dass Kontaktverbote und Impfungen so bald wie möglich greifen.Bis dahin kann man durch die Scheibe nach innen schauen und sich einen Überblick verschaffen.
Der Wunsch für das neue Jahr 2021 ist und bleibt Gesundheit und Immunität gegen die Viren, die uns 2020 so ausgebremst haben. Wir wollen wieder freier und sorgloser werden bei echten „BEGEGNUNGEN“ daheim und unterwegs.

Weihnachtszeit 1. bis 31. Dezember 2020
Die Infektionszahlen steigen immer noch, Pflegekräfte auf den Intensivstationen der Krankenhäuser werden knapp, pro Tag sterben mehr als 450 Menschen an Covid19. Trotzdem sind die Innenstädte sehr gut besucht, in manchen Läden bilden sich lange Warteschlangen, so dass ich meinen Einkauf schon mal abbrechen musste angesichts der langen Zeit, die ich mit vielen anderen Wartenden vor der Kasse verbringen sollte. Wir haben uns entscheiden, nicht die junge Familie mit Töchtern, Schwiegersöhnen und Enkelkindern zu Weihnachten zu besuchen, sondern nur mit der hochbetagten Mutter den Heiligen Abend zu verbringen. Der Impfstoff steht so gut wie bereit, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir uns mit zwei Spritzen gegen die Krankheit schützen und unser gewohntes Leben weiterführen können. Danach treffen wir uns gern wieder mit Verwandten, Freund*innen und Bekannten.
Für meine Ausstellung „Begegnungen“ vom 2. bis 31. Januar 2021 treffe ich die letzten Vorbereitungen und hoffe sehr, dass Serpil Neuhaus Galerie auch weiterhin geöffnet bleiben kann. Nach Weihnachten hängen wir die Bilder auf, die Aufsicht werde ich soweit wie möglich selber leisten. Ich freue mich schon auf die Begegnungen mit den Betrachter*innen der Ausstellung, acht Menschen dürfen mit Maske in den großen schönen Raum in Gütersloh. Die Kunstaktion Anfang des Jahres belebt mich und macht mir Hoffnung, dass die Arbeit mit meinen Kunstkolleg*innen weitergeht.

Lockdown in der zweiten Welle - 1. bis 30. November 2020
Corona hat uns wieder fest im Griff, im ganzen Land werden Bars, Restaurants, Theater, Kinos und Sportstätten geschlossen, Kontakte sollen auf das Notwendigste beschränkt werden. Maximal zehn Personen aus zwei Haushalten dürfen sich treffen. Meine Mutter darf im Wattenscheider Krankenhaus keinen Besuch mehr empfangen, alle Insassen werden regelmäßig getestet. Meine Enkelin muss noch bis Dienstag in Quarantäne bleiben, eine Erzieherin in ihrer Kita hatte sich infiziert. Am Freitag kam die uns sehr erleichternde Nachricht, dass Laras Test negativ ausgefallen ist. Auf meinem Smartphone meldet die Corona Warnapp zum ersten Mal eine Begegnung mit niedrigem Risiko, was bedeutet, dass mir jemand begegnet ist, die/der später positiv auf Corona getestet wurde. Das Virus kommt also näher. Es ist gut, dass wir uns irgendwie an den Zustand der Vorsicht und Achtsamkeit gewöhnt haben, trotzdem will ich so wenig Kontakt nach außen wie möglich.
Wie im Frühjahr die Sonne und die aufbrechende Natur genießen wir es auch jetzt, uns draußen zu bewegen. Am vergangenen Wochenende wanderten wir durch die Farbigkeit der herbstlichen Laubwälder im Eggegebirge. Morgens im Nebel waren wir fast ganz allein, erst mittags auf dem Rückweg trafen wir die ersten Wanderer.
Zuhause angekommen, telefonierten wir mit unseren Verwandten in Schleswig Holstein, um unser Familientreffen im November in Bütjebüll abzusagen. Feiern wollten wir die Bachelors unserer Neffen und Nichte, die ihr Studium beendet haben und mit neuen Jobs den nächsten Lebensabschnitt beginnen. Seit langem freuten wir uns schon auf die Geschichten der jungen Menschen, die neugierig und optimistisch in die Zukunft schauen. Wann kann wohl ein nächstes Treffen stattfinden? Die Uniabsolventen werden jedenfalls an einem anderen Punkt ihres Berufslebens stehen, ihre Sicht wird eine andere sein, als  in diesem Moment.
Hauptsache ist, wir bleiben gesund!

Bergwandern – 18. bis 31. Oktober 2020
Die stark steigenden Infektionszahlen schränken unseren Bewegungsradius ein, Menschenansammlungen machen uns, trotz Maske, nervös. Unser Alternativprogramm ist das Bergwandern. Wanderwege für Anfänger*innen sind in der Nähe zu finden, wir üben fleißig das Gehen mit den Stöcken, das Belastungen der Gelenke vermindern und Schulter- und Rückenmuskeln stärken soll. Es klappt immer besser und verhindert Verspannungen im Schulter-Nackenbereich, die bei längerem Laufen schon mal empfindlich störten. Die meisten Wege verlaufen sehr abwechslungsreich durch Laub- und Nadelwälder, bei schönem Wetter belohnen uns die Aussichten ins weite Land für die Anstrengungen der Auf- und Abstiege. Sehr deutlich wird uns der Klimawandel bewusst, nahezu alle Nadelbäume sind abgestorben und abgeholzt. An den Wegrändern bauen die Holzwirte ihre Stapel auf. Wir nutzen sie für unsere Pausen. Neben Thermositzen und Wasserflaschen enthält unser Wanderrucksack auch leichte Nahrung, damit wir gestärkt weitergehen können. Das macht natürlich am meisten Spaß im Sonnenschein, aber auch leichter Niesel hält uns nicht auf, obwohl es sich auf trockenem Grund sicherer läuft.
Wir vergessen für kurze Zeit die Einschränkungen und Bedrohungen durch das Covid19 Virus und hoffen darauf, dass Corona bald Geschichte sein wird, wir uns wieder überallhin bewegen und unser gewohntes Miteinander angstfrei leben können.

#Kindererholungsheim – 4. bis 17. Oktober 2020

Heute las ich in der Neuen Westfälischen einen Artikel über verschickte Kinder und dachte sofort an meine hochbetagte Mutter und deren Geschichten über Evakuierungen während des zweiten Weltkrieges. Ihre Geschwister und sie wurden nach Horn bei Lippstadt, Wernigerrode im Harz und Schönfeld bei Würzburg zu fremden Menschen geschickt, um dort den todbringenden Krieg überleben zu können.
Mein Onkel, der Zwillingsbruder meiner Mutter, wurde durch die Bombenangriffe in seiner Heimatstadt Herne sehr krank und blieb sein Leben lang in Baden-Württemberg, weil er dort in seiner Pflegefamilie aufgenommen wurde und eine Lehrstelle als Zimmermann, später eine Festanstellung in deren Zimmerei, bekam. In Herne hätte er im Bergbau arbeiten müssen, das hätten seine angegriffenen Nerven nicht ertragen. Er besuchte uns regelmäßig zu Weihnachten im Ruhrgebiet, ich erinnere mich an die Tränen meiner Mutter, Tante und Oma, wenn er zur Tür in die Wohnung meiner Tante herein kam, wo wir alle auf ihn warteten.
Das heutige Thema in der Zeitung, bei dem ich hängen geblieben bin, behandelte allerdings Kinder, die bis in die 90iger Jahre des 20. Jahrhunderts zur Erholung in deutsche Heime verschickt wurden.
Das hatte auch ich erlebt. Nach einer schweren Bronchitis, von der ich mich nur langsam erholte (meine Eltern rauchten beide munter in meiner Gegenwart in unserer Zweieinhalbzimmerwohnung), empfahl meine alte Klassenlehrerin meiner Mutter, mich mit der Inneren Mission aufs Land zu schicken. Im Sommer, als ich 9 Jahre alt war und in die dritte Klasse unserer Riemker Grundschule ging, fuhr ich mit anderen, mir fremden Kindern nach Freudenstadt im Schwarzwald. Bevor wir unsere Zimmer beziehen konnten, wurden wir in einen großen Raum geführt, in dem Feldbetten mit grauen, kratzigen Wolldecken dicht an dicht auf uns warteten. Dort mussten wir die Wartezeit verbringen. Wir sollten uns von der Anreise ausruhen, durften nicht mit unseren Nachbar*innen flüstern, sofort wurden wir ermahnt. Mit meiner Nachbarin verständigte ich mich auch ohne Worte, wir blieben die vier Wochen unseres Aufenthaltes ganz nah beisammen.
Die Wartezeit am Anfang unseres Aufenthaltes erschien mir damals unendlich lang, ich war viel zu aufgeregt, um schlafen zu können. Ich weinte leise unter der Decke, wie viele der in meiner Nähe liegenden Kinder, fühlte mich gefangen und vergessen. Aber irgendwann durften wir dann doch aufstehen. Mittagsruhe allerdings sollte täglich zwei Stunden nach dem Mittagessen eingehalten werden. Ich fand aber bald heraus, dass ich nicht ins Bett brauchte, wenn ich mich zum Abtrocknen des Geschirrs meldete, was ich dann dem Stillliegen vorzog, weil wir danach auf den Spielplatz durften, um die ruhenden Kinder nicht zu stören. Das schmerzhafte Heimweh verging nach einigen Tagen, die Freundschaft zu meiner Pritschennachbarin verhalf mir zu einem im Nachhinein angenehm empfundenen Aufenthalt. Obwohl ich es auch erlebt habe, dass Kinder ihr Erbrochenes essen sollten. Die haben sich geweigert und sind am Ende verschont geblieben. Ich erinnere mich noch, dass wir Kinder in der letzten Woche unseres Aufenthaltes täglich in einen Raum mit Höhensonne gebracht, gewogen wurden und am Schluss eine Tafel Schokolade geschenkt bekamen, wenn wir an Gewicht zugenommen hatten. Ich hatte wohl Glück mit gnädigem Personal gehabt. Die schwarze Pädagogik der damaligen Zeit hat mich dazu gebracht, Auswege aus mir unliebsamen Situationen zu suchen und zu finden, obwohl die Spuren der Einschüchterung tief in meiner Seele eingebrannt sind.
Die Infektionszahlen von Covid19 steigen dramatisch, hoffentlich überstehen wir den Winter gut.

Wartestapel und Bewegung - 27. September bis 3. Oktober 2020
In dieser Woche hatte ich gleich zwei Termine in Bielefeld, bei einem Treffen mit Künstlerkolleginnen sollte es um die Ausstellungen in der nächsten Zeit gehen. Die Neubrandenburger schickten uns per Mail die Nachricht, dass unsere für 2020 geplante Ausstellung ins Jahr 2022 verschoben wird. Alle anderen Bewerbungen liegen auf dem Wartestapel. Bis dahin wollen wir uns etwas anderes überlegen, uns bald wieder treffen, um in konkretere Planungen einzusteigen. Die Ungewissheit ist nur schwer zu etragen, aber es bleibt uns nichts weiter übrig, als zu arbeiten und Geduld aufzubringen. Ganz aufgeben wollen wir unsere Ausstellungstätigkeiten schließlich nicht.
Der zweite Termin in Bielefeld war eine Kooperationsveranstaltung des Kunstvereins Bielefeld und des Künstlerinnenforums, die eigentlich im Rahmen des internationalen Frauentages stattfinden sollte, jedoch wegen Corona ausgefallen ist. Wir besuchten die aktuelle Ausstellung „The immanent horizon“ und lauschten anschließend dem Vortrag einer äußerst sympathischen Referentin von der Uni Bielefeld: „Frauen-Blicke – Ausstellen als feministische Praxis". Für mich ganz wesentlich war ihre Aussage, dass Künstlerinnen nur durch Ausstellungen sichtbar werden und Aufmerksamkeit erreichen, um sich neben den männlichen Kollegen in der Kunstszene behaupten zu können. Das bedeutet für meinen Kolleginnenkreis, beweglich zu bleiben, uns nicht entmutigen zu lassen und Corona nicht als Ende unserer künstlerischen Aktivitäten zu begreifen.
Die Bewegung liegt sinnbildlich im Kornfeld, das sich im Wind bewegt, wächst und seine reifen Körner nährend in die Welt bringt.

Urlaubserlebnisse und Erkenntnisse - 30. August bis 26. September 2020
Im Juni 2020 hatten wir einen freien Stellplatz für unseren Wohnwagen in Bayern gesucht und gefunden. Lechbruck am See bot uns einen Bergblick auf Lech und Ammergebirge, den wir gebucht und anbezahlt hatten. Leider waren die Wetteraussichten nicht so günstig wie im ganzen vergangenen halben Jahr, wir sollten mit Regen in Bayern anreisen, während überall sonst die Sonne schien. Egal, hauptsache wir kommen raus aus unserem Alltagsgeschehen, gewinnen neue Perspektiven und Eindrücke. Obwohl der Himmel sich grau, wolkenverhangen und regenschwer zeigte, überzeugte uns die wunderschöne Landschaft des Ostallgäus schon auf der Anreise. In den drei ersten Regentagen konnten wir also in Ruhe die Gegend, kleinere und größere Orte und sogar Kunstausstellungen entdecken. Sobald die Sonne uns wieder golden vom Himmel schien, wollten wir mit der Seilbahn ganz nach oben fahren, um unseren Bergblick noch erhabener zu erleben. Leider wurde im Sonnenschein deutlich, wie viele reiselustige Menschen im schönen Allgäu unterwegs sind. Die attraktiven Orte waren hoffnungslos überlaufen. Menschenaufläufe sind schon in normalen Zeiten für uns kein Vergnügen, eine etwas weniger gefragte Bergbahn brachte uns dann ohne Warteschlangen ganz nach oben. Weil wir auch auf dem dortigen Gipfel nur mit Gegenverkehr wandern konnten, überdachten wir unsere Pläne für die nächsten Tage. Gefragt waren eher die stillen Wege, die überraschende Eindrücke, eine perfekte Zeichenbank und genügend Bewegung brachten. Im Nachhinein zeigte sich, dass der Erholungswert dieser Reise mit seinen ästhetischen Eindrücken von Landschaft, barocker Pracht der Kirchen und landwirtschaftlichem Leben hoch war und verlorene kreative Energien wieder zurück in meinen Alltag brachte.
Die neuen Ideen werden im Atelier umgesetzt, die Ausstellung „Lieblingsstücke“ des Arbeitskreises FrauenKultur Paderborn ist eröffnet und im FORUM JUNGER KÜNSTLER in Schloss Neuhaus bis zum 4. Oktober 2020 zu sehen.

Sinkende Temperaturen, steigende Infektionszahlen 23. bis 29. August 2020
Die größte Hitze dieses Sommers scheint überstanden, seit gestern hat es sich abgekühlt mit angenehmen aber dennoch sommerlichen Temperaturen. Die Corona Infektionszahlen steigen in Deutschland auf über 2.000 pro Tag, wenn es auch nicht mehr so bedrohlich wie im Frühjahr erscheint, beunruhigt uns die damit verbundene Unsicherheit. Welche Lockerungen werden wann zurückgenommen? Ist das Verreisen auch innerhalb Deutschlands ein Wagnis? Reiserückkehrer*innen bringen die Krankheit aus sogenannten Hotspots, Familien- und sonstigen Feiern wieder in die Schlagzeilen der Medien.
Mein nächstes Kunstevent beginnt am 17. September mit der Vernissage um 18.30 Uhr, hoffentlich müssen wir die Eröffnungsveranstaltung nicht absagen. Der Raum ist zwar groß und gut zu belüften, aber wer weiß schon, wie sich die Infektionszahlen weiter entwickeln.
Auf unsere Bewerbung um einen Ausstellungstermin in Bielefeld-Heepen bekamen wir schnell Nachricht, dass wir uns gedulden müssen, eine Planung ist zur Zeit nicht möglich. Das kennen wir ja schon, wir bewerben uns auch weiterhin und hoffen auf sorgenfreie Zeiten.

Ausflug nach Detmold – 16. bis 22. August
Mein Tonportrait lässt sich im Keller bei angenehmer Temperatur und bestem Licht wunderbar arbeiten. Ich bin bei der Stirn angekommen und bis jetzt sehr zufrieden mit Ausdruck und Proportion. Am Freitag nahm ich mir eine kleine Auszeit und besuchte die Ausstellung „den ganzen Himmel – 30 Jahre Pickart“ im Detmolder Hangar 21. Eine teilnehmende Kollegin hatte mich gebeten, eine Geschichte für ihr „Himmelbuch“ zu schreiben. Den nachfolgenden Text hatte ich geliefert, die Ausstellung ist noch bis zum 30. August 2020 geöffnet: https://www.pick-art.de/
Den ganzen Himmel
Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage „Wohin hat dein Weg dich geführt“ wurde ich mir meinen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern bewusst, die richtungsweisend oder Motoren für Richtungsänderungen waren:
Meine längste und beste Freundin verstand und unterstützte mich, wenn ich mich unverstanden und alleingelassen fühlte.
Der Vater meiner Töchter führte mich in eine neue, fremde Umgebung ein.
Als Mutter meiner Töchter kam ich meinem inneren Kind nahe.
Der Künstlergatte vermittelte mir Gestaltungsmöglichkeiten.
Ein Kunstlehrer zeigte mir jenseits aller Bewertungen, wie ich „erwachsene“ Menschenbilder aufs Papier bekomme.
Keramikkünstlerinnen halfen mir, meine Ideen in Ton umzusetzen.
Meine Kollegen in der Kirche veränderten mein Männerbild.
Eine Kollegin weckte meine Sinne für psychologische Zusammenhänge.
Dieselben Kolleginnen und Kollegen verhalfen mir zu einer ganz besonderen Reise nach Spanien, auf der ich mich in das schöne, wilde Land verliebte.
Im Spanischkurs lernte ich meinen Ehemann kennen, mit dem ich seitdem verbunden bin.
Gemeinsam trafen wir einen Künstler, der unser Interesse an der Kunst vertiefte. Durch ihn lernten wir einige interessante Künstlerinnen und Künstler kennen, die uns zum Teil bis jetzt begleiten.
Eine Theaterintendantin erweckte mein Interesse an Theaterbesuchen.
Eine Künstlerkollegin verhalf mir zu einer aufregenden Reise in die Vereinigten Staaten, die ich ohne sie nicht angedacht hätte.
Mein jugendlicher Wunsch nach Liebe, Frieden, Gleichberechtigung und Wohlstand hat sich mal mehr, mal weniger erfüllt. Die Begegnungen mit den unterschiedlichen Menschen färben und bereichern mein Leben.

Hochsommer 9. bis 15. August 2020
Nachdem die Koffer ausgepackt, die Wäsche gewaschen, die Blumen mit Wasser versorgt waren begann für uns der Alltag. Jörg fuhr in die Firma und ich machte mich auf den Weg nach Melle, um unsere Ausstellung Klima.Wandel in der Alten Posthalterei abzubauen. 100 BesucherInnen konnten wir als Plus verbuchen, leider hatte die Presse unsere Selbstdarstellungen nicht wie versprochen veröffentlicht. Die städtischen Mitarbeiterinnen mussten nach mehrmaligem Erinnern bedauernd aufgegeben, ihr Versprechen uns gegenüber einzuhalten. Wir hatten uns mehr erhofft von diesem attraktiven Ausstellungsort, waren aber im Nachhinein froh über die Abwechslung in dieser aktionsarmen Zeit.
Bei  den zur Zeit herrschenden Temperaturen von mehr als 30 Grad fällt jede Bewegung schwer, angenehm ist es nur im einigermaßen kühlen Erdgeschoss. Ich arbeite an einem Kopf aus Ton, der später meinem Ehemann ähnlich werden soll. Merkwürdigerweise sind es häufig die Sommertage, die mich motivieren bildhauerisch zu arbeiten. Ein Frauenkopf ist vor ein paar Wochen fertiggestellt und gebrannt, mit ihm bin ich ganz zufrieden.

Urlaub_in_Sachsen-Anhalt – 2. bis 8. August 2020
Der Wetterbericht hatte sommerliche Temperaturen vorhergesagt, ein Hotelzimmer im Merseburger Schlossparkgelände war schnell gefunden, die Koffer gepackt und los ging es Richtung Osten. Wir hofften darauf, dass unser Urlaubsziel nicht so überlaufen wurde wie Meer und bayerische Berge, und wir uns trotz Corona einigermaßen wohl fühlen konnten. Nachdem wir eingecheckt und unsere Reisekleidung gegen leichte Stadtwanderklamotten getauscht hatten, zogen wir los auf unsere spezielle Entdeckungstour. Leider mussten wir für ein kaltes Getränk auf einer möglichst luftigen Terrasse mit schöner Aussicht zwölf Kilometer weit mit dem Auto in die nächste Stadt fahren. Aber mit der Zeit fanden wir unsere Einkehrmöglichkeiten und konnten das sommerliche Flair der umliegenden Orte genießen. In der Haller Moritzburg bewunderten wir die perfekten Fotoarbeiten Karl Lagerfelds, der noch kurz vor seinem Tod seine Retrospektive erarbeitet hatte. In Leipzig besuchten wir das Museum der bildenden Künste, das immer wieder sehenswert ist. Neben den Arbeiten von Max Klinger beeindruckte uns Norbert Wagenbrett mit seinen eigenartigen Menschenbildern und „Zero Waste“ mit Arbeiten zum Thema Müll. Alles in allem brachte uns die spannende Reisewoche auf neue Gedanken und weit weg von unserem Alltagstrott, der uns seit Mitte März auf beängstigende Weise einschränkt und auf das Wesentliche reduziert.

Alium ist verblüht – 26. Juli bis 1. August 2020
Die Aliumpflanzen in unserem Garten sind verblüht, an einem Morgen in der vergangenen Woche hüllte eine Nebelwand unsere Siedlung ein. Ist der Herbst schon nahe? Zu den Abschiedsgedanken passt die Organisation unseres Ausstellungsabbaus in Melle, Klima.Wandel in der Alten Posthalterei Melle war das Highlight in der aktionsarmen Coronazeit für meine Künstlerkolleginnen und mich. Bis Sonntag, 2. August 2020 ist unser Klima.Wandel in der #Alten_Posthalterei_Melle noch zu sehen. Die nächste Aktion steht dann in Schloss Neuhaus an: #Lieblingsstücke des Arbeitskreises FrauenKultur Paderborn sind ab Donnerstag, 17. September 2020 im Forum Junger Künstler im Schlosspark präsentiert.
Bis dahin gibt es für mich noch Gelegenheit und Pläne, den Sommer zu genießen. Urlaubstage im Osten unseres Landes, Merseburg, Halle, Leipzig…. sind fest angedacht, mit dem Wohnwagen soll es am Ende des Sommers nach Bayern gehen, sofern Corona es zulässt. Mit gemischten Gefühlen sehe ich den Reisen entgegen, ich freue mich auf Ortsveränderung, bin aber auch ein wenig skeptisch, ob wir uns mit den Hygiene- und Abstandsregeln wohl und einigermaßen sicher fühlen werden. Das Reisefieber siegt über die Angst vor Ansteckung, wir wollen kein Risiko eingehen, aber der immergleiche Ablauf im Alltag raubt viel Lebensenergie.
Kunstausflüge mit Freundinnen unterbrechen allerdings auf angenehme Weise das tägliche Einerlei. In der letzten Woche besuchten wir an einem sonnigen, warmen Tag zu dritt eine Ausstellung im #Kunst.Raum_Hof_Scheer in Lippstadt. Wir konnten das ländliche Ambiente nach dem Besuch der Ausstellung bei Kaffee, Wasser und Keksen draußen im Garten gemeinsam mit der Künstlerin und der Besitzerin des Hofes genießen und das Herzblut spüren, mit dem der Kunst.Raum betrieben wird.

Besuch im #Naturkundemuseum_Bielefeld – 19. bis 25. Juli 2020
Mit Kolleginnen aus meiner Bielefelder Künstlerinnengruppe besuchte ich die Ausstellung „Deadline - nah dran am Verschwinden“ im Naturkundemuseum Bielefeld.
Die beiden dort ausstellenden Künstlerinnen hatten sich mit den Themen Artensterben, Waldsterben, Zeitungssterben, den Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft und dem Vergehen des Lebens auseinandergesetzt. Mir am deutlichsten in Erinnerung geblieben sind kleine vertrocknete keimende Kartoffeln, die auf Sockel gesetzt wirkten wie mumifizierte menschliche oder menschenähnliche Wesen. Das Vergehen oder Verschwinden wurde mir sehr anschaulich bewusst.
In der Natur in meiner Nähe kann ich das allmähliche Umdenken der Landwirte und ansässigen Gärtnereien bemerken, wenn ich genau hinsehe. Immer mehr Insektenwiesen und Blühstreifen neben Getreidefeldern entstehen und wecken die Hoffnung auf Erkenntnis, was für unser Leben wirklich wichtig ist. Wie wir allerdings mit dem weltweiten Bevölkerungswachstum, dem damit verbundenen Nahrungs- und Wohnungsbedarf unsere bedrohte Natur erhalten können, bleibt für mich eine der großen ungelösten Fragen. Gleichberechtigte Menschen, Investitionen in Bildung, Reformen bei den Religionen, die Empfängnisverhütung immer noch ablehnen und last but not least, Gewaltlosigkeit könnten dazu beitragen, unsere Welt zu retten. Gier, Geltungssucht und Machtmissbrauch heißen einige unserer Gegenspieler.

Besuch im #Kloster_Dalheim – 12. bis 18. Juli 2020
Seit langem sind wir zu dritt verabredet für einen Besuch der Ausstellung „Michelangelo – Der andere Blick“ im Kloster Dalheim. Am Mittwoch, einem Regentag im Juli, wollen wir um 14 Uhr das Kloster besuchen, trotz Corona. Am frühen Nachmittag soll es nicht voll sein, wird auf der Homepage angekündigt. Der große hohe Raum lässt auch keinen Gedanken an Aerosole aufkommen. Es sind aber doch erstaunlich viele Menschen an Michelangelos Arbeiten, natürlich Reproduktionen, interessiert. Fotos der Deckenfresken aus der Sixtinischen Kapelle in Rom liegen in nahezu Originalgröße auf dem Boden der Klosterkirche.  An der Stirnwand ist das 180 Quadratmeter große Jüngste Gericht mit 390 Einzelfiguren zu bewundern. Wir vertiefen uns in die meisterhafte Malerei des großen Künstlers und bemerken am Schluss, dass wir wohl nicht die vorgeschriebene Wegführung eingehalten haben. Erleichtert erreichen wir ohne Beschwerden oder Ermahnungen einen Tisch im Café und freuen uns über Kaffee und Kuchen. Zum ersten Mal ist es uns erlaubt, zu dritt an einem Tisch zu sitzen und uns mit dem gebotenen Abstand locker zu unterhalten. Gern planen wir unseren nächsten Ausstellungsbesuch in Lippstadt in 14 Tagen ein. Ein bisschen Spaß muss halt sein!

#Landschaftsmalerei und Ausflüge in OWL – 5. bis 11.07.2020
Mein Fernweh regt an, mich malerisch mit dem Thema Landschaft auseinanderzusetzen. Immer mal wieder, meist im Sommer, packt mich die Lust, mir mein Urlaubsgefühl nach Hause zu holen. Nach zwei oder drei vergeblichen Versuchen gewinnt die Portraitmalerei wieder Oberhand in meinem Atelier, und die Landschaften verschwinden im Keller. Diesmal sind die Versuche vom vergangenen Jahr vorteilhaft, die Leinwände kann ich für meine aktuellen Experimente wiederverwenden, fixieren und übermalen. Als Motiv habe ich mir eigene Strandfotos ausgesucht, diesmal sollen Meer und Himmel Hauptrollen spielen , die Felsen vom vergangenen Jahr konnten meine Kritikerin nicht überzeugen. Im Netz habe ich Landschaften von meinem deutschen Lieblingsmaler gefunden, die mir gefallen. Das Buch ist in der Paderborner Stadtbibliothek verfügbar. Die war wegen Renovierungsarbeiten für mehrere Monate geschlossen. Ich freue mich auf meinen ersten Besuch dort nach langer Zeit. Die Bibliothek ist immer gut für einen fruchtbaren Künstlertreff, um den kreativen Brunnen wieder aufzufüllen. Mit MuNaske ist es zwar etwas anstrengend, die Stufen zu überwinden, ich schwitze und bin froh, dass ich draußen meine Maske wieder abnehmen kann. Aber das ausgeliehene Buch befindet sich in meiner Tasche. Anhand der abgedruckten Bilder und der gut verständlichen Texte verschaffe ich mir einen Überblick, worum es dem Künstler in seinen Landschaften ging. Ich mache mich ans Werk und trickse meine Kritikerin aus, indem ich während der Trocknungsphasen der Ölfarbe Kinderbilder auf „ich war mal eine Tüte“ male. Bin gespannt, ob meine Landschaften 2020 Bestand haben werden oder auch wieder im Keller landen.
Ein zweiter Ausflug mit Kontakt zu Menschen aus einem weiteren Haushalt führt mich nach Bielefeld in die Stapenhorst Ausstellung und zum anschließenden Kaffeetrinken mit einer Freundin. Es ist sehr wohltuend, sich mit einem leibhaftigen Gegenüber austauschen zu können. Die digitale Kommunikationsmöglichkeit ist wertvoll für die tägliche Arbeit, aber nicht mehr als Krücke im persönlichen Miteinander.

#Lockdown und #Sommerträume – 28.06. bis 04.07.2020
Der #Lockdown in den Kreisen Gütersloh und Warendorf beschäftigt Bürger*innen und Medien. Einige Bundesländer verweigern Tourist*innen aus #Corona Hotspots den Aufenthalt in ihren Ferienunterkünften, wenn diese kein Attest mit negativem Covid19 Ergebnis vorweisen können. Eine Gütersloher Freundin ist glücklich mit dem ergatterten Nachweis in die Niederlande gereist. Dort tragen die Menschen keine Masken, dafür nehmen sie es mit der Abstandsregel sehr genau. Liberalität versus Wirtschaftlichkeit, ohne Tourist*innen aus NRW wäre der finanzielle Lockdown Verlust in unserem Nachbarland wohl noch schwerer zu ertragen.
Wir aus Delbrück gehören nicht zu den gesperrten Kreisen, wohnen aber direkt daneben. Unseren Plan, für eine gute Woche nach Bamberg zu reisen, haben wir erstmal nach hinten verschoben. Wie schon so manches in der Corona Zeit. Vielleicht bleiben die meisten Gütersloher*innen und Warendorfer*innen von der Krankheit verschont, die Lage entspannt sich wieder und die Gemüter beruhigen sich. Dann öffnet sich eine neue Tür in die vage Freiheit dieser Tage.
Angesichts des herrlichen Sommerwetters entsteht schon der Wunsch, den Sommer so richtig zu genießen: Etwas anderes unter den Zeichenstift zu bekommen als die heimischen Wiesen und Felder; die emsigen Nachbar*innen mit ihrer lautstarken Arbeit in Häusern und Gärten für kurze Zeit sich selbst zu überlassen; allen Poolpumpen ihr Brummen unbelästigt zuzugestehen, den Vögeln unseren angestammten Platz auf der Terrasse zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Familienarbeit ungestört leisten können. Wir wollen endlich Abstand nehmen von medialen Diskussionen über artgerechte Tötungsindustrien und in Bayern mit leckeren Fleischpflanzerln, Leberkäsesemmeln und Weißwurscht auf neue Gedanken kommen.

#Abschluss und #Neubeginn – 21. bis 27.06.2020
In dieser Woche ist mein Terracotta Portrait fertig geworden, an dem ich gut 2 Monate gearbeitet habe. Ich habe es engobiert, jetzt muss es nur noch in Ruhe trocknen. Das gab mir Zeit, an meinem Ölbild „Schwesterherz“ weiter zu arbeiten. Es ist immer gut, eine Pause einzulegen, um sich dann wieder neu auf das Begonnene einzulassen. Der getrocknete Grund bietet ideale Voraussetzung für die Feinarbeiten, die den lebendigen Ausdruck in mein Portrait zaubern.
Zwei große Leinwände müssen gebaut und grundiert werden, um die beiden Motive umsetzen zu können, die ich skizziert vorliegen habe.
Ein Angebot für eine Einzelausstellung im Januar 2021 inspiriert und motiviert mich bei der Arbeit.
Die Ausstellung Klima.Wandel in Melle wurde inzwischen von Kolleginnen besucht, die meine Aquarellskizzen zum Corona Tagebuch bewunderten. Diese Reaktionen veranlassten mich, mein Corona Tage/Fotobuch zu überarbeiten. Beim ersten Versuch sind die Drucke sehr blaustichig geraten. Dadurch fehlt ihnen das Sonnige der Originale. Ich bin sehr gespannt auf das neue Buch. Es ist der Abschluss für einen seltsamen Frühling mit großen Zukunftsängsten.
Allerdings wird unser genesendes Land gerade durch #Neuinfektionen in #Rheda-Wiedenbrück heftig erschüttert. Bedeutet es einen neuen #Lockdown für OWL? Hoffentlich hilft die neue #Corona App, die Ausbreitung des Covid19 zu verhindern. Wir haben uns mit viel Vorfreude einen Stellplatz in Bayern im September reservieren lassen. Lassen sie uns Ostwestfalen nach Bayern reisen?

Museum Wilhelm Morgner - #Publikumspreisverleihung – 14. bis 20. Juni 2020
Die Ausstellung „Die Erben Wilhelm Morgners“, die im Februar eröffnet wurde, endet am nächsten Sonntag, 21. Juni. Am 7. Juni wurde der Publikumspreis aus 600 ausgewerteten Stimmzetteln ermittelt. Den Preis gewann eine Künstlerin mit der „Kuh Erika“. Immerhin war ich unter den ersten vier Anwärter*innen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Wenn sich auch ein Preis gut in meiner künstlerischen Vita gemacht hätte. Aber eine Freundin meinte, es sind ja noch viele Chancen auf einen Preis möglich.
Das gibt mir den Anlass, über Anerkennung nachzudenken. Viele Fachbücher dokumentieren, dass für den künstlerischen Erfolg das Gesehenwerden wichtig ist. Bewahrt die Malerin ihre Arbeiten im Keller auf und zeigt sie niemandem, arbeitet sie für sich allein. Niemand nimmt wahr, womit sie beschäftigt ist, wie sie denkt und fühlt, ähnlich wie bei der Haus- bzw. Familienarbeit. Deutlich wird diese erst, wenn sie nicht oder schlecht erledigt wird.
Mit meiner künstlerischen Arbeit kann ich dagegen zeigen, wer ich bin und was in mir steckt.  Ich muss allerdings den Mut aufbringen, meine Werke öffentlich auszustellen. Die Reaktionen der Betrachter*innen lösen Zuversicht und Selbstvertrauen in mir aus. Selten wurde mir in der Vergangenheit Anerkennung auf diese Weise zuteil. In meiner Malerei geht es endlich wirklich nur um mich und meine Einstellung zum Leben. Wenn sich daraus ergibt, Gleichgesinnte zu finden, macht es auch weiterhin Sinn für mich, nach Anerkennung für meine Kunst zu streben.

#Ausstellungsaufbau – 7. bis 13. Juni 2020
Am Mittwoch trafen wir uns um 10 Uhr in Melle vor der Tür der Alten Posthalterei, sechs Künstlerinnen mit MuNaske, dem Mindestabstand von 1,5 m und ohne Umarmung zur Begrüßung. Aber froh, uns mal wiedersehen zu können. Bevor wir ins lang vermisste Gespräch miteinander kamen, war Ausladen der Kunstwerke angesagt. Die Schutzhüllen wurden abgenommen und in den Vorraum verfrachtet. Ich fühle immer das gleiche, wie und wo finden wir nur den perfekten Platz für jede Arbeit. Aber erstmal mit einem Kaffee oder Wasser die Lage besprechen. Dann geht es ans Werk, die einzelnen Arbeiten müssen angeschaut, an einen Platz gebracht, wieder umgestellt werden und so weiter. Um 14 Uhr soll die Presse kommen, es ist 13.45 Uhr, zwei Bilder werden schnell gehängt. „Hast du einen Text für Herrn Schuster vorbereitet? Der will immer was in der Hand haben.“ Diesmal hatte ich nichts dabei, meine Aufgaben wurden vorher erledigt. Macht nichts, ich schreibe schnell was zusammen – gesagt, getan. Die letzten Buchstaben, die Kolleginnen rufen zum Foto. Als ich mein Geschreibsel abgeben will:“ Wir brauchen nur noch Fotos, die Texte sind schon geschrieben. Sie hatten uns doch alles geschickt.“ Na gut, nicht nachdenken, arbeiten, wir wollen heute fertig werden, niemand hat morgen Zeit. Um 17 Uhr saßen wir in der Eisdiele, total ausgepowert und erschöpft, an 2 Tischen mit 1,5 m Abstand. Hatten ein gutes Gefühl, die Ausstellung macht einen guten Eindruck, obwohl uns die Beurteilung schwer fällt, zu oft hatten wir schauen müssen.
Die Bestätigung kommt am nächsten Tag, die Presse besuchte mit der Büroleitung unsere Ausstellung und war total begeistert. Alle teilnehmenden Künstlerinnen sollen einzeln mit Text und Foto nacheinander in der Zeitung vorgestellt werden. Ich freue mich über das Lob und gelobe, die Sachen einzusammeln und weiterzugeben, noch ist meine Arbeit also nicht erledigt für Klima.Wandel in der Alten Posthalterei Melle.

#Ausstellungsvorbereitungen – 31. Mai bis 6. Juni 2020
Die Besprechung für die Ausstellung „Klima.Wandel  in der Alten Posthalterei Melle – WIR, eine Arbeitsgruppe des Künstlerinnenforums bi-owl – 5. Juni bis 2. August 2020“ verlief vielversprechend, so dass meine Freundin Rosa und ich einen Kaffee zusammen trinken wollten. Wir fanden ein Eiscafé, leider waren alle Sonnenplätze auf der Terrasse schon belegt. Drinnen, direkt an der Tür mit viel frischer Luft, ließen wir uns nieder und tauschten uns bei einer Tasse Capucchino aus. Hin und wieder kamen Gedanken an Virenwolken auf, die durch den Raum wabern könnten. Wir verdrängten unsere Ängste und plauderten angeregt über Tätigkeiten und Befindlichkeiten der vergangenen Tage. Am Ende hinterließen wir unsere Daten auf einem Papierstreifen, der die Frage offen ließ, wo er wohl landen und im Akutfall wieder gefunden werden könnte.
Mit einigem Aufwand konnten wir Anlieferung und Aufbau unserer Ausstellung mit möglichst geringem Personaleinsatz organisieren. Die Vernissage fällt aus, hoffen wir mal, dass genügend Menschen unterwegs sind und einen Besuch unserer Ausstellung in Melle als kleine Abwechslung nach allen Onlinepräsentationen begrüßen werden. Mir macht es auf jeden Fall Freude, direkten Kontakt zu meinen Mitmenschen zu haben. Auf Dauer sind Telefon und Computer kein Ersatz für zwischenmenschliche Begegnungen.

#Demonstrationen und Lichtblicke – 24. bis 30. Mai 2020

Vielen Menschen gehen die Freiheiten, die von den Politikern zugelassen sind, nicht weit genug. Sie verabreden sich zu Demonstrationen auf den Plätzen der Städte. Dort treffen sie Gleichgesinnte, die ihren Unmut, ihre Unzufriedenheit, nicht nur über Einschränkungen durch Covid 19, öffentlich machen wollen. In der Demokratie ist das Recht, seine Meinung frei und offen verkünden zu können, ein freiheitliches Grundrecht. In der Angst vor Ansteckung sinkt das Bewusstsein über Rechte und Freiheiten leicht ganz tief in die hintersten Hirnkammern, zumindest ist es bei mir so. Es gibt so viele Nachrichten, die es aufzunehmen, einzusortieren und zu befolgen gilt. Manche News fordern ein permantes Loslassen und Verabschieden. Neben Erleichterung, Trauer und Herzschmerz erfahre ich die Wartezeit auf das Corona Ende auch als Zeit der Muße, der guten Gespräche mit meinen lieben Nächsten, aber auch als Zeit, Gewohntes zu überdenken und Neues auszuprobieren.
Gerade kommt ein Ausstellungsangebot herein, die WIR Gruppe des Künstlerinnenforums soll kurzfristig in der Alten Posthalterei Melle ausstellen. Es geht also weiter mit unserer künstlerischen Arbeit, die Wartezeit wird durch angenehme Aktivitäten unterbrochen. Ein Lichtblick in ungewohnten Zeiten!

Ein kleiner Schritt in die #Normalität - 17. bis 23. Mai 2020
Der Besuch des Morgner Museums mit Freundinnen, MNS und Abstand war ein kleiner Schritt in den normalen Alltag, wie ich ihn vor Corona kannte. Wir mussten uns die Hände desinfizieren und die Maske aufsetzen, bevor wir eintreten konnten. Unsere Kontaktdaten schrieben wir in eine Liste und gaben die Taschen bei der Aufsicht, einem sehr freundlichen und hilfreichen Herrn, ab. Die Schließflächer mussten aus hygienischen Gründen verschlossen bleiben. Die Sanitärräume dagegen konnten genutzt werden.
Rote Pfeile gaben den Weg in eine Richtung vor, um Begegnungen möglichst zu vermeiden. Das gab ein sicheres Gefühl, allerdings blieben wir in den eineinhalb Stunden während unseres Besuchs allein, abgesehen von der Museumsleiterin, die uns erklärte, dass sie nur wenig Werbung machen darf. Die Menschen sollen ja immer noch zuhause bleiben. Wir gewannen den Eindruck, dass sich auch sehr viele an diese Regel halten. Der anschließende Besuch des Cafés nebenan bestätigte diesen Eindruck. Kaffee und Kuchen und unsere Gespräche konnten wir in einem fast leeren Raum genießen. Den Gedanken an Ansteckung verdrängten wir für eine halbe Stunde. Zum Schluss fühlten wir uns erleichtert, dass diese gemeinsame Unternehmung unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln möglich war. Die Infektionszahlen bleiben in unserem Landkreis auch weiterhin niedrig, das lässt auf weitere Freiheiten hoffen. Wir sind uns trotzdem einig, dass wir keine Risiken eingehen wollen, inzwischen gibt es doch einige Krankheitsberichte aus der näheren Umgebung. Wir wollen lieber gesund bleiben.

#Reisemöglichkeiten – 10. Bis 16. Mai 2020
Leider wurde die Kollwitz Ausstellung im Böckstiegel Museum doch nicht verlängert, dafür öffnen in Paderborn, Bielefeld und Herford die Museen mit neuen Ausstellungen. Also gibt es wieder reichlich Gelegenheiten Kunst im Original anzuschauen. Jetzt müssen wir entscheiden, ob  und wofür wir uns maskiert unter die Menschen wagen.
Ich werde am Mittwoch das erste Mal meine häusliche Sicherheitszone verlassen und das #Morgner Museum in Soest besuchen. Danach wird mir klar sein, wie es für mich weitergeht.
Demnächst öffnen auch Hotels, Campingplätze und Gaststätten, theoretisch könnten wir eine Woche Urlaub in Deutschland planen. Vielleicht sobald wie möglich, bevor die ganze Nation sich aufmacht. Im Internet gibt es Informationen der Campingplätze, die wir ansteuern könnten. Sie schreiben, wann sie öffnen, und dass es Einschränkungen wegen der Hygienevorschriften gibt. Einige Betreiber*innen erklären konkreter, dass sie die Sanitärgebäude geschlossen halten werden. Leider haben wir kein Mega-Luxus-Mobil, duschen an Bord kann man vergessen. Also können wir in diesem Jahr unseren Campingurlaub ganz abschreiben? Hotelzimmer an der deutschen Küste wird man wohl keines bekommen.
Ein wenig Zeit bleibt uns noch, wir wollen auch abwarten, wie die Infektionszahlen sich entwickeln. Vielleicht wird es wirklich angenehmer sein, zuhause zu bleiben und Tagesausflüge in die Umgebung zu unternehmen. Auf unserer Terrasse ist es bei schönem Wetter sehr laut, Rasenmäher, Kreissägen, Kärcher sind immer dann unterwegs, wenn wir das Kaffeegeschirr nach draußen bringen. Da lohnt es sich, das Picknick einzupacken und in den Wald zu fahren.

#Museen und Ausstellungen öffnen wieder – 3. Bis 9. Mai 2020
Besonders freue ich mich über die Öffnungen der Museen und Ausstellungen in der nächsten Woche. Mit meinen Freundinnen plane ich schon lange zwei Museumsbesuche, die bisher nicht möglich waren. Wir wollen nach Soest und Arrode fahren.
In Soest steht die Ausstellung zum Simplicissimus Preis im Museum Wilhelm Morgner auf unserem Plan, in der zwei meiner Arbeiten hängen: Spätsommer und A La Playa.
Ins Böckstiegel Museum in Arrode lockt uns eine Kollwitz Ausstellung. Ich bin sehr gespannt, wie wir uns fühlen, wenn wir wieder mit Menschen außerhalb unserer Lebensgemeinschaft und Nachbarschaft in Berührung kommen.
Neugierde und Freundschaft überwinden vielleicht Ängste, die in Corona Zeiten die Isolation befördern.
Wie wir nach Corona mit Berührungen umgehen werden, ist jetzt noch unvorstellbar. Händeschütteln und Umarmungen mussten wir uns abgewöhnen.
Berührung ist das Thema, das ich mit einer Künstlerinnengruppe für gemeinsame Ausstellungen vorbereite. Unter dem Titel TANGERE wollen wir neue Arbeiten in Ausstellungen zukünftig zeigen. Genügend Zeit zum Nachdenken über unsere Motive haben wir zur Verfügung, es braucht nur umgesetzt zu werden. Das Regenwetter der letzten Tage kommt dem Garten und mir zugute, es erspart mir das zeitaufwendige Gießen.

#Maskenpflicht ab Montag – 26. April bis 2. Mai 2020
In der letzten Woche verwandelte sich mein Mal Atelier in eine Nähstube. Zwei verschiedene Schnittmuster lud ich mir aus dem Internet und nähte entsprechende Modelle. Als Stoff diente mir das ausrangierte Leinenbetttuch einer Freundin, das bei 90° in der Maschine waschbar ist. Die Version mit Gummibändern ist praktisch beim Auf- und Absetzen, davon werde ich mir noch einige Exemplare arbeiten. Beim Einkaufen im Supermarkt konnte ich meine persönliche MNS schon ausprobieren. Die Verkäufer*innen trugen bereits alle Masken, passend zu ihrer Berufskleidung.
Samstags suchten mein Ehemann Jörg und ich ein Grüngebiet für unseren täglichen Auslauf. Wir entschieden uns für den Schlosspark in einer Nachbarstadt. Falls zu viele Spaziergänge unterwegs sein sollten, wollten wir wieder nach Lippling zurückfahren. Wir trafen nur wenige Menschen an, aber im Gegensatz zu unseren Begegnungen in der Nähe unseres Wohnorts, verhielten sich einige Bürger*innen dort unserem Anschein nach weniger rücksichtsvoll. Die Abstandsregal wurde nicht überall ernstgenommen, nicht dramatisch, aber merkwürdigerweise fühlten wir uns leicht genervt. In unserer häuslichen Umgebung scheinen wir doch relativ geschützt, wie lange wird es wohl dauern, bis wir uns wieder unter vielen Menschen wohl fühlen können?

#Corona bleibt auch in dieser Woche mein vorrangiges Thema – 19. bis 25. April 2020
Seit Montag sind kleine Geschäfte wieder geöffnet, aber auch Möbelläden.
P.... Bielefeld hat mich per SMS eingeladen, bei ihnen vorbeizuschauen.
Auf jeden Fall werden wir bei unseren Ausgängen rund um Lippling weniger Mitmenschen antreffen, die können endlich wieder shoppen gehen.
Mir ist es selbst im Supermarkt zu stressig mit meiner Furcht vor Ansteckung. Zügig soll man den Laden durchqueren, dabei 2 Meter Abstand zu den Nächsten halten. Manchmal ist das schwierig, ausgerechnet vor "meinem" Artikel wird aufgefüllt, ausgesucht, eingepackt... Mehl 550 und Hefe? Immer noch nicht! Dagegen Regale voller Klopapier!
Trotzdem immer schön konzentriert die Einkaufsliste abarbeiten, an der Kasse fällt mir ein, Käse vergessen, dann gibt es Flammkuchen auf traditionelle Art, mit Speck und Zwiebeln...
#Schutzmaske ist im Auto, wenn alle eine tragen, setze ich meine auch auf. In Delbrück sind #Maskenträger*innen noch selten zu sehen. Meine #Einmal-Handschuhe dagegen benutze ich seit einigen Wochen beim Einkaufen, Plastikverpackungen sehe ich vor allem in der Gemüseabteilung nicht mehr mit dem Klima- sondern eher mit dem Corona Auge. Die legendären Fingernägel Abdrücke in den Tomaten gruseln jetzt regelrecht.
Dagegen freue ich mich über mein frisch gewaschenes Auto, es gibt keine Schlange mehr vor der Autowaschanlage. Der nette Junge am Vorwaschgerät ist glücklich über jedes Auto, das er waschen kann. Im Angebot ist sogar 10% Preisnachlass beim Benzin. Leider kein Schnäppchen für mich, der Tank ist voll, das Auto bewegt sich einmal die Woche 8 km.

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